Im mobilen Retailbanking hat die Schweiz hohen Nachholbedarf
Quelle: finews.ch
Herr Sandrock, mit neon geht nach Zak der Bank Cler die zweite digitale Bank der Schweiz an den Start. Kommt es in dem Feld bald zum Gedränge?
Im Segment des mobilen Retailbanking sehen wir in der Schweiz einen hohen Nachholbedarf. Mit neon steigt nun ein neuer Anbieter – der einzige unabhängige – ins Geschäft ein. Wir kennen eher Technologie-getriebene Startups aus der Schweiz, die ebenfalls mit einem Retailangebot in den Markt gehen wollen. Letzterer ist aber hinreichend gross für mehrere Player.
Neon-Kunden erhalten automatisch ein Konto bei der Regionalbank Hypi Lenzburg. Wie unabhängig ist die neue Banking App wirklich?
Neon ist wirtschaftlich und unternehmerisch unabhängig von der Hypi; die Bank ist auch nicht an der Firma beteiligt. Ein Teil unserer Leistungen erhalten wir aber von der Partnerin.
«Wir können schon mit einer kleiner Zahl von Kunden effizient arbeiten»
So verantwortet die Hypi für uns etwa die Anbindung an den Banken-Zahlungsverkehr oder führt die Konten unserer Kunden. Wir können Hypi-Bankprodukte in unserer App anbietet – oder die besten Produkte anderer Banken und Versicherer. Wir werden die App nach dem Launch kontinuierlich weiterentwickeln.
Wie?
Etwa mit Geld- oder Zahlungsprodukten, aber auch mit nicht-Banking-Angeboten. Erste Lösungen aus diesem Segment sind für den Herbst geplant. Das digitale Banking lebt von Skaleneffekten.
Wie hoffen Sie diese in der kleinen Schweiz zu aktivieren?
Unsere Prozesse und IT erlauben es, sehr effizient auch schon mit einer kleiner Zahl von Kunden zu arbeiten. Die Skalierung erzielen wir durch Einbindung von spezialisierten Partnern. Hier setzen wir darauf, dass wir mit diesen ein leistungsstarkes und wettbewerbsfähiges Angebt bieten.
Im Zahlungsverkehr hat sich die helvetische Bezahlapp Twint durchgesetzt. Gibt es im Schweizer digitalen Banking mittelfristig ebenfalls nur ein erfolgreiches Angebot?
Der Zahlungsverkehr wird, insbesondere aufgrund der erforderlichen Infrastruktur und der Verbreitung am «point of sales« und bei Endkunden, nach unserer Einschätzung von wenigen Anbietern geprägt werden. Wir möchten unseren Kunden die Möglichkeit bieten, einfach das möglichst beste Angebot zu nutzen. Wir stehen damit nicht im Wettbewerb zu Twint oder anderen Bezahl-Apps. Insgesamt ist der Markt aber gross genug für verschiedene, spezialisierte Anbieter mit tragfähigem Geschäftsmodell.
neon. Das Schweizer Fintech wurde 2017 in Zürich von Jörg Sandrock, Simon Youssef, Julius Kirscheneder und Michael Noorlander gegründet. Das Startup hat bislang eine Finanzierung von über 1 Million Franken erhalten. Unter den Investoren zählen in der Fintechszene bekannte Namen wie Adrian Bührer, Dominik Grolimund und Luzius Meisser sowie die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank.