Presse
17. Februar 2021

Neon: Wie die Schweizer Challenger-Bank ihre Schlagzahl erhöht

Quelle: finews

Unter Schweizer Challenger-Banken kommt Neon erst an dritter oder vierter Stelle. finews.ch liegen allerdings Zahlen vor, die einiges zurecht rücken. Neon ist in einem Wettbewerbsumfeld tätig, wo die Konkurrenz eigentlich fehlt.

Mit Revolut und N26 wird Neon gar nicht so gern verglichen. Klar, mit den Milliardenbewertungen der beiden ausländischen Challenger-Banken mit Schweizer Angebot kann sich die 2018 gestartete Smartphone-Bank Neon nicht messen. Über die jüngste A-Finanzierungsrunde verschaffte sich Neon 5 Millionen Franken.

Doch wenn man die Angebote für Schweizer Kunden von Neon, Revolut und N26 vergleicht, wird schnell klar: Neon bietet reines Swiss Banking, während Revolut Schweizer Banking (oder vielmehr eine Schweizer IBAN) nur über die Credit Suisse (CS) anbietet und ansonsten eine Finanz-App für die Nutzung verschiedener Währungen ist – und N26 hauptsächlich für Schweizer ist, die in Euro bezahlen möchten.

Wo bleibt der Wettbewerb?

Im Schweizer Challenger-Markt sind zudem Zak und Yapeal tätig und mit CSX hat auch die CS im vergangenen Herbst auf die «Herausforderer» reagiert. Ein Schritt, der den Neon-Gründern offenbar keine schlaflosen Nächte bereitet hat.

«Auch mit der Lancierung von CSX sehen wir wenig effektiven Wettbewerb unter den Schweizer Banken. Gegenüber Revolut und N26 punkten wir mit unserer Swissness, sagt Neon-CEO Jörg Sandrock (Bild oben) im Gespräch mit finews.ch.

Nutzerzahlen vervierfacht

Gepunktet hat Neon im vergangenen Jahr sichtlich: Zum Jahresende hat sich die Nutzerzahl auf mehr als 50'000 vervierfacht, Ende Februar dürften es 60'000 und bis Ende 2021 rund 125'000 Kunden sein. Der Corona-Effekt – eine beschleunigte digitale Adoption – dürfte mitgespielt haben», so Sandrock ergänzt: «Punkto Transaktionen spürten wir natürlich auch die Corona-Effekte: Eine geringere Anzahl an Kreditkarten-Transaktionen, dafür aber mit deutlich höheren Umsätzen an der Kasse.»

Neon nutzt als Depotstelle die «Hypi Lenzburg» und betont klar: Einfaches Schweizer Banking muss nichts kosten. Dieser Trend im Swiss Banking, vor allem durch günstigere Kreditkartenangebote hervorgerufen, setzt sich allerdings erst marginal durch. Eher versuchen die etablierten Schweizer Retailbanken angesichts der sinkenden Zinsmargen bei den Gebühren noch das Letzte aus den trägen Kunden herauszukitzeln.

Anders als die Andern

Das rasante Wachstum von Neon ist jedoch der klare Beleg dafür, dass dies auf die Dauer nicht funktionieren wird. Die finews.ch vorliegenden Zahlen zeigen, dass Neon nicht einfach eine Mode-Finanz-App für Millennials ist. Das Durchschnittsalter der Neon-Kundinnen und -Kunden ist etwas über 37 Jahre, mehr als 70 Prozent der Kunden sind auch aktiv; auf den Konten liegen durchschnittlich 3'000 Franken. Im Vergleich: Auf dem durchschnittlichen Revolut-Konto sind es 300 Franken, bei N26 600 Franken.

Neon verfolgt auch ein anderes Geschäftsmodell und -setup: Erträge erzielt Neon dank Käufen mit der Kreditkarte sowie aus den Provisionen der Produkte-Partner. Neon-Kunden können über die App Dienstleistungen von Drittanbietern nutzen. Dazu gehören der Geldübermittlungs-Service Transferwise, der Robo-Advisor Selma, die Vorsorge-App Frankly der Zürcher Kantonalbank oder der Direct-Versicherer Smile.

Schlanke Wertschöpfung

Die Geschäftsstrategie ist also nicht, die App mit immer weiteren eigenen Angeboten auszubauen, sondern «mehr Produkte über die Neon-App verfügbar zu machen», wie Sandrock unterstreicht. Darauf werde sich Neon im laufenden Jahr noch stärker fokussieren, auch, um einen besseren Ausgleich zum Interchange-Geschäft mit den Kreditkarten zu erreichen.

Neon verfolgt damit eine klassische Open-Banking-Strategie. Im Gegensatz dazu wäre der Aufbau einer eigenen Dienstleistungspalette viel zu personal- und kapitalintensiv. «Wir sehen unsere extrem schlanke Wertschöpfung als Wettbewerbsvorteil. Das heisst, wir planen sicher keine Internationalisierung und wollen klein bleiben, was unsere eigenen Ressourcen betrifft.»

Profitabilität in einigen Jahren

Verschiedene Investoren tragen diese Strategie. Zu denen gehören die Firmen Backbone Ventures, die TX Group, die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank sowie die «Höhle der Löwen»-Investoren Roland Brack und Bettina Hein sowie der Venture-Fonds der Helvetia-Versicherung und die Westschweizer E-Commerce-Plattform QoQa.

Das sind keine Philanthropen – sie erwarten in einigen Jahren eine Rendite auf ihrem Investment. Punkto Erträge und Gewinnschwelle ist Neon aber das klassische Startup: Der Fokus liegt derzeit noch ganz auf dem technologischen Ausbau und der Vergrösserung der Nutzer-Basis. «Neon ist mitten in der Wachstumsphase», erklärt CEO Sandrock. «Profitabilität ist noch nicht das Ziel. Sie wird es aber in einigen Jahren sicherlich sein.»

Autor: Peter Hody

Datum: 17.02.2021

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