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21. Januar 2020

Belebender Gebührenwettstreit der Smartphone-Banken

Quelle: NZZ

Das Schweizer Fintech-Startup Neon senkt die Gebühren für Auslandszahlungen und verweist dabei auf die ausländische Konkurrenz. Diese Art Wettstreit ist eine neuartige Erscheinung im Finanzmarkt.

Bisher hat keine Schweizer Retail-Bank im Inlandmarkt einen Preiskampf angezettelt. Höchstens im Hypothekargeschäft hat sich die Konkurrenz in den vergangenen Jahren etwas verschärft – Versicherungen und Pensionskassen sei Dank. Beide haben Liegenschaftskredite als ein lohnendes Geschäft entdeckt. Sonst aber hatten die einheimischen Institute ein leichtes Spiel; ausländische Anbieter waren chancenlos, weil ein Filialnetz bis vor kurzem unerlässlich war, um mit der hiesigen Kundschaft in Kontakt zu kommen.

Aber mittlerweile gibt es Anzeichen dafür, dass der Schweizer Retail-Markt in Bewegung gerät. Als Unruhestifter treten die neuen Smartphone-Banken auf – im Finanzgeschäft macht sich ein Anflug von Disruption bemerkbar. In der Regel offerieren die Newcomer zwar bloss Spar- und Transaktionskonten, in diesem Geschäft wollen sie allerdings rasch Marktanteile gewinnen. Deshalb kann es sich keiner dieser Anbieter leisten, bei den Gebühren gegenüber der Konkurrenz abzufallen. Und so hat sich das Zürcher Finanz-Startup Neon soeben entschlossen, alle Gebühren und Wechselkursaufschläge für Zahlungen mit der Neon-Karte im Ausland abzuschaffen. Ausdrücklich weist die Firmenleitung darauf hin, dass man bei den Kommissionen auf Augenhöhe mit ausländischen Anbietern wie Revolut und N26 agieren wolle.

Unter den Smartphone-Banken scheint der Wettbewerb also zu spielen. Doch wie reagieren die etablierten Anbieter auf die Vorstösse der Newcomer? In Panik sind sie zwar nicht geraten, aber ins Grübeln. Jüngst sprachen diverse Vertreter von Traditionsinstituten davon, dass man die Gebühren bei Auslandstransaktionen wohl oder übel anschauen müsse.

Im Vergleich mit den Etablierten haben die Smartphone-Banken zwei grosse Vorteile: Ihr Personalbestand ist vergleichsweise niedrig, und bei der Informatik sind sie ebenfalls ziemlich schlank positioniert. Letztlich werden die Newcomer aber nur Erfolg haben, wenn ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung bereit ist, seine Finanzgeschäfte rein digital und ohne Hilfe eines Beraters abzuwickeln. Neon hat rund 13 000 Kontoinhaber, für einen rentablen Betrieb braucht die Firma aus heutiger Sicht wohl aber ein Mehrfaches davon.

Datum: 21.01.2020

Autor: Daniel Imwinkelried

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